strecke auf zeit.
beides sind zahlen geworden in meinem kopf.
rituale befördern gleichförmigkeit. die sonne wandert mit mir.
aber dann überholt sie mich.
eine gleichung:
3 kilometer sind 10 minuten.
und trotzdem habe ich für kapp 70 km 6 stunden gebraucht.
irgendetwas stimmt hier nicht.
zwischen autos und orangegekleideten aufpassern fahre ich über die spur 8 auf die ms norröna.
das gefühl dabei kann ich beim besten willen nicht beschreiben! es riecht nach fisch und motoröl und dem unangenehm vertrauten geruch von festhängenden bremsen.
wie ein bepackter eşek habe ich den pfad in die couchette 2209 gefunden.
in der drei mal drei stöckigen neuner kajüte ist es nicht übermäßig gelüftet.
mit anderen worten, die luft steht. ich suche mir die unterste etage aus, da meine nummer gleich auf zwei betten markiert steht.
ich teile nun die 60cm matratze zur hälfte mit meinem gepäck.
immerhin muss ich nicht allein schlafen.
die ersten nächtlichen stunden habe ich damit verbracht, mich von meiner ersten isländischen bekanntschaft auf franziskaner weißbier einladen zu lassen und in eine lockere Unterhaltung mit einigen der neuen mitbewohner zu verfallen. je später es wird umso schwerwiegender philosophiert es sich.
ich falle in einen unruhigen schlaf, der mir zum ersten mal bewusst macht, wie übermäßig häufig der menschliche organismus nachts aufwacht.
ZEIT AUF DEM SCHIFF
verschwankt in unangenehm zähem fließen.
die menschen nerven mich. sie sind so unangenehm auffällig.
und ich bin ein teil von ihnen, auch wenn ich barfuß laufe, oder in geblümten gummistiefeln, so wie die kinder.
ein haufen deutscher rentner. ein armer däne liest die großen, roten digitalziffern vor. er verspricht sich. die deutsche masse korrigiert ihn einstimmig. bingo an board.
mein gebuchtes internet geht. bingo für mich!
eine stunde bin ich schon in die vergangenheit gereist. unsere zeit ist mittlerweile die der färöer inseln.
vielleicht spüre ich noch die nachwirkungen der letzten radetappe.
vielleicht ist es auch einfach das ständige bewegt werden und dagegenhalten müssen.
fähren ist also physisch genommen
nicht bloß eine einfach passive bewegung.
das im ticket inbegriffene erste mittagessen bewegt sich nun in mir.
es gibt zwei gerichte zur auswahl.
ich entscheide mich für paniertes fischfilet,
salzkartoffen und grüne bohnen mit einer sauce blanche.
gar nicht mal schlecht auf hungrigen magen!
mir bleibt noch etwas akku zum skypen in der skybar.
wenn du lust hast, ruf mich an: lamari3108