eigentlich ist doch bloß ein tag vergangen.
ein langer tag mit regelmäßigen schlafpausen.
mein zeitgefühl scheint verreist zu sein während mir langsam bewusst wird,
dass sich meine erste episode im schönen
seyðisfjörður [ˈsɛɪðɪsfjœrðʏr] (dt. „fjord der feuerstelle“)
langsam aber sicher dem vorläufigen ende nähert.
es folgt ein ausschnitt aus dem abschnitt für das gegenwärtige heute.
zum dänischen porridge frühstück mit rjómi (Schlagsahne ungeschlagen)
milch und ahornsirup wird mir ein päckchen und eine postkarte überreicht.
energiespende-riegel und nussmixe für die weiterfahrt aus braunschweig,
und eine botschaft aus der vergangenheit des gefahrenen riga-riders.
TAKK FYRIR !
der nachmittagsausflug nach egilsstadir wird aus zeitnot sehr beschleunigt angegangen. beim buchstäblichen pass und kurven überfliegen erzählt thora von ihrer letzten hetzfahrt, mit dem ziel noch rechtzeitig zum theater zu kommen.
mit erhöhter geschwindigkeit darf man selbst hier nicht in ortschaften reinbrettern.
für zu spät sein wird keine Geldstrafe erlassen.
klingt nach perfekten voraussetzungen für ein gespräch zwischen einer impulsiven isländerin und den örtlichen gesetzeshütern. sie hat wohl ihren unmut recht gut hörbar geäußert, bis einer der polizisten sie darauf aufmerksam macht, dass das ganze auf video aufgenommen wurde.
immer noch echauffiert donnert sie zurück:
"well, that's good! than you can watch it again, this evening!"
wir rasen weiter. das auto hat einen termin beim tüv.
"i won't get it through, i know that because one light is broken."
als wir ankommen, wartet bereits noch ein anderes auto vor uns.
"let's go have a coffee," sagt sie "i'll just go pay first!"
so denkt es sich leicht, noch keine plakette aber schonmal bezahlen?
wir gehen über die straße und kommen in ein kleines secondhandbookstorebistrocafé, in dem die inhaberin sonst livemusik macht.
heute nicht. wir essen kuchen und trinken kaffee.
beim stöbern durch die buchregale ziehe ich bloß dänischsprachige heraus.
bevor wir wieder aufbrechen drückt mir thora eines in die hände,
mein erstes isländisches buch.
pétur gunnarsson: HVERSDAGSHÖLLIN (everyday palace übersetzt sie mir)
die beiden postkarten, die ich mir ausgesucht hab,
werden mir von der café dame dazugeschenkt.
bonus und baustellenshopping, es gibt dinge, die man nicht braucht in der finanziellen kriese und sonst auch nicht.
ich sortiere visuell: icelandic hausbaudesign, glänzend und verspiegelt. monochromatische farbflächen neben stein und holz. kiesfußboden im innenraum. farbe und pinsel im baumarkt. im haushaltsstore verbringe ich die wartezeit vor einem kilometerlangen wolle regal. merino, alpaka und schaf in allen möglichen farben und ausmaßen.
zurück am hostel wartet schon thorinn auf uns. das gewächshaus soll heute mit den baby pflänzchen aus dem blue room bestückt werden.
währenddessen nagt an mir das wissen um richards neuste aktivität im hospital.
er hatte Langeweile und dachte er streicht mal eben das von mir begonnene staircase,
wie stephan der däne immer sagt, zuende. nachdem ich ein wochenende lang auf den finalen abschluss hingestrichen habe und dann auf einen feineren pinsel und die entsprechende Farbe warten musste.
möchten sie meditieren? já, bitte! wie geht das? jetzt sofort?
beim holzreste aufsammeln im steinigen erdstaubrasenboden des greenhouses kommen immer wieder schrauben und nägel und anderes glitzerndes zutage, die opfer von unachtsamer handhabung wurden.
ich finde ein stück ast durch dessen eines ende ein nagel geschlagen wurde.
es ist das perfekte werkzeug für archäologische ausgrabungen und
treasure searching im chicken-shit!
abends zurück im hospital stelle ich fest,
dass die feinstreicharbeit dem mr dude wohl doch zu fisselig war und er wahllos an einigen stellen begonnen hat, um dann wieder aufzuhören. so soll es nicht bleiben, denk ich und mache mich auf die suche nach dem neuen und schon gerupften pinsel. ich weiß nicht wie viele stunden ich dann so vor mich hingemálert habe,
jedenfalls ist es doch recht beruhigend. als ich mich aus meiner weißen trance aufwecke, zieht draußen der nebel auf und ein leichtes sonnenleuchten fällt auf die spitze der berge. Ich glaub es ist so 3h morgens.
heute heute nehme ich mir frei.
ich werde post fertig machen!