heute verbleibe ich mit bildern für den kopf.
ich sitze in einem der drei kleinen ohrensessel meines strick- und musikzimmers,
in der äußersten ecke des hauses. es ist schon düster draußen sonst könnte ich aus dem fenster links neben mir den fjord und den mal wieder frisch beschneiten berghang sehen, dabei ist es gerade erst 18.45 uhr.
meine ukulele, sitzt mir schräg gegenüber. neben mir steht ein bastkorb, den ich mit der wolle und dem anfang meines ersten lopapeysa gefüllt habe. ich esse einen rote beete salat.
in der küche stehen drei gefettete ofenformen, in denen meine ersten sauerteigbrote munter aufgehen, bis sie gleich für zwei stunden ins warme wandern.
auch wenn es noch ungewohnt ist, so habe ich mein winterhaus auf begrenzte zeit schon sehr schnell lieb gewonnen. die zimmer sind recht klein und nicht besonders hoch aber dafür gibt es ungemein viele. von hieraus kann ich entweder rechts in die langgezogene küche gelangen, die ich noch mitten in meiner ersten nacht mit den gesammelten wintervorräten sowie einer ladung frisch eingekochter blaubeermarmelade von gestern früh aufgestockt habe.
nach links geht es ins wohnzimmer mit rundem esstisch, über dem eine silberne hutförmige deckenlampe aus den siebzigern prangt.
dort werde ich meine winterlichen foodDelight dinner parties schmeißen können!
hier steht auch ein regal mit einer kleinen aber feinen büchersammlung.
es riecht nach inspiration. aus wohnzimmer und küche gelangt man jeweils in einen teil des flurs der unteren etage . weiter nach rechts befindet sich der hellblaue eingangsbereich mit buntem streifenteppich. dort steht bis auf weiteres mein fahrrad.
es gibt auch einen keller, in den ich mich erst heute bei tageslicht runtergewagt habe. eine kleine wandtür gegenüber der des eingangs verbirgt eine offen stehende falltür. da hindurch bekomme ich das rad auf keinen fall.
ich war froh, dass ich selber durchgepasst habe!
direkt nebenan liegt eines der zwei übrigen schlafzimmer.
vom flur in der mitte des hauses führt eine knarzende holztreppe in die erste etage. links befindet sich das badezimmer, sozusagen gleichzeitig auf dem dachboden.
dort steht sogar eine badewanne direkt neben einigen wäscheleinen. am ende des raumes vor der waschmaschine blickt ein fenster zur rückseite des hauses hinaus.
bei offenem fenster kann man rauschen hören, da ein wasserfall hinten am berghang hinabstürzt. wendet man dem bad den rücken zu, so steht man vor drei türen. die rechte gehört zum studio/atelier, einem kleinen hellen raum mit zwei fenstern und arbeitstischen. noch stehen dort meine kartons und kisten mit fotozeug, fundstücken und dingen die auf magische weise in die letzten dankeschöns verwandelt werden. zwei verblühte orchideen warten in meinen gummistiefeln im fenster auf ein wunder. die habe ich im hostel vor der großen schwarzen tonne gerettet.
mit ein bisschen zeit kommen sie vielleicht noch einmal wieder.
nebenan ist ein kleines schlafzimmer mit blick auf den fjord, zur zeit ist es leer.
ich bin ja nun vorerst bis weihnachten alleine hier und ich habe mir das zwar etwas rustikalere, komplett mit panelholz verkleidete, aber größere zimmer mit drei fenstern und großem bett ausgewählt. da stehen zudem zwei schreibtische. einer eignet sich zum schreiben mit stift auf papier und einer trägt einen riesigen externen monitor. sogar ein stativ habe ich hier vorgefunden. perfekte voraussetzungen also, um Bilder zu machen und endlich einmal in groß anzugucken!
nachdem ich in der ersten nacht ganz deutsch und brav alle heizungen runtergedreht und daraufhin unter der dünnen decke etwas gefröstelt habe, hat mir benedikta erlaubt, ein federbett aus dem hostel auszuleihen, wenn ich es auch ganz bestimmt wieder zurückbringe! nun schlafe ich wie unter juliwolken, auch wenn ich das gefühl habe, das zu wenig zu nutzen, denn es fällt mir wieder einmal schwer, trotz der ungewohnten müdiglkeit ab 19h auch früh schlafen zu gehen.
zu viele ideen fluten meinen kopf.
schwierig bleibt einzig zu entscheiden, was ich als erstes oder nächstes anstellen soll.
ich übe mich darin, gelassen zu werden und probiere es nun mit yoga und meditation.
auf dass die klarheit in der ruhe kommt, wie sie sagen, und mich der winter und die nachhaltige dunkelheit nicht aus der bahn werfen wird. ich lasse die zigaretten vorerst sein, jongliere oder spiele stattdessen auf meiner ukulele.
sie ist mein geschenk an mich selbst. ich habe sie in reykjavík gekauft und trotz hitch-hikens aus dem westen heile hierher gebracht. oma und papa, ihr seid gewissermaßen die schenkenden, daher: allerliebsten dank euch beiden!
den heutigen vormittag habe ich allerdings erstmal frisch nach einer ausgedehnten tee- und isländisch - lern - zeremonie damit verbracht, mir einen kleiderschrank zu bauen. ein blutrotes schafswollknäuel, ein treibholzast und ein stück mdf-abschnitt haben mir gute dienste erwiesen und zieren nun die karamellbraunen wände meines schlafzimmers. allerdings fehlt immer noch stauraum für alles was nicht auf bügeln aufzuhängen oder leicht wie socken ist. mehr als das kann das MDF Regal nämlich leider nicht tragen. für mehr alternative kleiderschrank ideen bin ich ganz offen!
der nette typ von der sorpa, der müllkippe, hält jedenfalls schon mal die augen für mich offen, falls mal etwas komodenähnliches abgeliefert wird.
nun kann das praktikum im skaftfell starten und ab nächster woche kann ich endlich die filme in der Dunkelkammer entwickeln, um licht zu machen im dunkeln aus den vielen kleinen zeitkapseln.